Bericht über die Route 66 Tour vom 16. Juni - 02. Juli
-Teil 3 vom Grand Canyon bis nach Los Angeles-
Von Kayenta über der Cameron Trading Post, einem ehem. Indianischen Handelsposten, welcher jetzt komplett touristisch unterwandert ist, aus kommt man zu einem weiteren Höhenpunkt der Tour, dem Grand Canyon. Unterwegs kann man rechts der Straße schon die ersten Felseinschnitte sehen bzw. erahnen und dann nachdem man den Eingang zum Nationalpark hinter sich gelassen hat, reihen sich eine Vielzahl von Aussichtspunkten aneinander. Über den Canyon etwas zu schreiben ist müßig - nur ein paar Fakten ca. 450 km lang, bis zu 1.800 m tief, zwischen 6 und 30 km breit - ansonsten steht man da und lässt die Natur auf einen wirken. Das Problem ist lediglich, dass das menschliche Auge, als auch der Verstand die Masse der Informationen und Begebenheiten innerhalb der Landschaft im Moment des Geschehens gar nicht verarbeiten kann. Erst beim nachträglichen Betrachten, auch der aus dem später durchgeführten Hubschrauberrundflug am Flughafen Tusayan, entstandenen Bilder und Filme, sind die tatsächlichen Dimensionen erfassbar. Ein Phänomen, welches uns so bei allen unseren Weltreisen so noch nie zuteil geworden ist. Ein kleiner Eindruck ist den anbei gefügten Bildern sicherlich zu entnehmen.
Vom Grand Canyon geht es weiter nach Seligman, der Heimat des Barbier Angel Delgadillo, Mitbegründer und Leiter der Route 66 Associtation, von Lilo, einem „Mädchen“ aus Wiesbaden, welche hier Lilo´s Cafe betreibt und einem Unterkunftsgeber, mit Namen Reinhard, der aus Mainz stammt. Na, prima, da hat der Rheinländer aus der Kölner Bucht, mit dem „Babbeler aus Mainz“ ja was zum Hetzen. Nein, ernsthaft, Reinhard und wir haben uns an dem Abend köstlich unterhalten und den Abend gemeinsam in heimatlich geprägten Gesprächen ausklingen lassen.
Angel war nicht in seinem Laden, da der über Achtzigjährige alte Herr erkrankt war; Lilo war auf Geschäftsreise, aber die rheinische Bratwurst in ihrem Restaurant mit Sauerkraut wurde von uns, Tatsache, bereits zum Frühstück zzgl. einem köstlichen Erdbeerkuchenstück gegessen, da wir beide des Toastbrotes überdrüssig waren.
Wir verlassen Seligman, Arizona, nach dem vorstehenden Frühstück, in Richtung Barstow, Kalifornien, wobei wir auch die Mojave Wüste mit ihren Temperaturen von über 110 Grad Fahrenheit durchqueren werden. Aus diesem Grund haben wir erstmalig die HD Fahrerjacke nicht an, sondern tragen zu der Rokker Black Jack Hose ein langärmeliges HD Baumwollhemd, um so dem brutalen Sonnenlicht und dem damit einhergehenden Sonnenbrand Paroli bieten zu können. Auf diesem Weg kommen wir noch durch Kingman, wo eine ausrangierte Dampflok (Big Boy) der Santa Fe Railroad als Denkmal steht. Quer durch die Black Mountains erreichen wir die Goldgräberstadt Oatman. Ob es hier noch Gold gibt, wissen wir nicht, was es gibt sind Esel, die frei überall in der Stadt rumstehen und da diese die Exkremente ebenfalls dort belassen, einen Geruch verbreiten, der grenzwertig ist. Ansonsten hat diese Ortschaft nicht viel zu bieten, Clark Gable soll hier mal eine Hochzeitsnacht verbracht haben. Im Schankraum des Oatman Hotel haben die Gäste aus unerfindlichen Gründen, alle Wände und Decken, mit hunderten von 1 Dollarscheinen, welche mit Grüßen, Sprüchen, Witzen oder Wünschen versehen sind, dekoriert. Wir haben dies unterlassen und der Kellnerin diesen Dollarschein zusätzlich als Trinkgeld gereicht.
Im Laufe des Tages, nach mehreren Geisterstädten, die eher einem unaufgeräumten Schrottplatz gleichen, haben wir Ambroy (10 Einwohner) mit dem heruntergekommenen Roy´s Cafe erreicht. Küche, Motel, alles geschlossen bzw. am verfallen, aber im Cafe gibt es kalte Getränke für 1 Dollar. Herz was willst Du mehr!!!!!!!! Um Ambroy herum fällt einem hangseitig eine Art Dammkonstruktion im Vorbeifahren auf, welche den Ort offenbar vor den auftretenden schweren Gewittern mit Starkregen und damit einhergehenden Fluten schützen soll. Irgendwann erreichten wir Barstow, welcher mit seinen über 20.000 Einwohnern, nach der Querung der Mojave Wüste mit ihrer Eintönigkeit, einem im ersten Moment als frenetischer Höhepunkt erscheint. Bei genauer Betrachtungsweise muss man jedoch erkennen, dass die finanziellen Mittel in der Stadt sehr begrenzt sind.
Nun stand die letzte Etappe an, von Barstow nach Los Angeles, Kalifornien, wo laut der Werbung der Grundsatz gilt: Life is a Beach. Wir fahren über die San Bernadino Mountains, über Big Bear Lake, einem Ski Gebiet, Richtung LA, wo sich dann im Gewirr der bis zu acht spurigen US Interstate als Zubringerstraßen, die Route 66 verliert, Richtung Santa Monica Beach, wo die Route 66 und damit auch unsere Tour endet.
Die beiden letzten Tage, wurden als die Harley Davidson, Modell 103er E-Glide Ultra Limited, mit dem Stand 8.649 Miles, ohne Beanstandung bei Eagle Rider zurückgegeben wurde, für Stadtrundfahrten in Los Angeles verwendet. Dabei sind selbstverständlich Beverley Hills, Hollywood mit dem Walk of Fame, das spanische als auch chinesische Viertel, die Universal Studios, Fox Studios, Farmers Market etc. teilweise motorisiert, aber auch fußläufig besichtigt worden. Auch hier wird auf die beiliegenden Fotos verwiesen.
Fazit:
Die Route 66 mit einer gefahrenen Gesamtstrecke von 2.610 Miles (4.200,4 km) ist faszinierend und gleichzeitig zeigt diese aber auch den Hinterhof der USA. Die Menschen sind freundlich, leben aber in der Regel in keinen finanziell geordneten Verhältnissen, sondern haben mehrere „Jobs“ und versuchen sich auch mit dem Trinkgeld über Wasser zu halten. Gewöhnungsbedürftig ist auch die Preisauszeichnung, welche fast immer ohne Steuern und im Servicebereich ohne Trinkgeld, ausgewiesen ist. Bezüglich des Trinkgeldes, welches zwischen 10-20 Prozent der Rechnungssumme in Restaurants etc. betragen soll, ist nach unserem Kenntnistand für die Menschen, welche hier für 7 Dollar die Stunden arbeiten und teilweise auch weit über 60 Jahre alt sind, die privaten Pensionskassen sind überwiegend im Rahmen der Immobilienblase usw. mit untergegangen oder zahlen nur die Garantiebeträge/Einzahlungen aus, eine Haupteinnahmequelle. Es mag überheblich erscheinen, aber wir haben nach einem Tag in Chicago stets 20 Prozent aufgeschlagen, weil es uns nicht belastet hat und wir an den Reaktionen der Kellner etc. uns in der Handlungsweise bestätigt fanden.
Alle Harley Davidson Händler entlang der Strecke wurde ebenfalls aufgesucht und ein gebremstes „Shopping“ (5 kg Handgepäck und 23 kg für den Koffer) durchgeführt.
Wir waren sicherlich nach momentanem Kenntnisstand nicht das letzte Mal in den USA, werden aber nunmehr erst einmal ein Ziel suchen, die Route ausarbeiten und dann die weiteren Schritte mit der rheinischen Ruhe und Gelassenheit vollenden.
Sollte der (die) geneigte Leser/in außerhalb des Berichtes Fragen haben, so besteht selbstverständlich die Möglichkeit der Kontaktaufnahme. (siehe Chapter, Rubrik Vorstand und Ausschuss)
Bericht: Jürgen Mies
Bilder: Beifahrerin und Kamerafrau Edith Mies und Jürgen Mies