Sonntag, 10. Juni 2012 5. Tag Tombstone, Arizona Larian Motel
Silver City / Chiricahua National Monument / Cochise County / Tombstone
Gefahrene Meilen: 248 (400 km)
Um 6.30 Uhr heißt es aufstehen, um 7.30 Uhr frühstücken wir. Das Frühstück ist hervorragend, Eier, Joghurt, Obst, nur Butter fehlt. Gegen 8 Uhr fahren wir los. Im Fernsehen haben sie wieder einen heißen Tag vorher gesagt. Zunächst passieren wir die riesige Tyrone Mine. Diese große Kupfer-Lagerstätte liegt ca. 10 Meilen südwestlich von Silver City. Indianer haben dort in Vorzeiten ca. 600 n. Chr. Türkis abgebaut. Der aktuelle Tagebau begann im Jahre 1968. Überall sehen wir blühende Yucca, auch der Apache Plum in weiß und rosa, weht im Wind. Es ist eine herrliche gigantisch weite Wüstenlandschaft, am Horizont sehen wir rote Berge. Um 9.15 Uhr kommen wir nach Arizona. Es gibt neue Schilder: 1912 – 2012, 100 Jahre Arizona. Wir folgen der Interstate 10 West bis Willcox. Dort treffen wir um 10 Uhr und kaufen zunächst im Safeway Wasser, denn bei der Hitze brauchen wir einiges. Dann geht es zum südlich gelegenen Chiricahua National Monument, welches wir im letzten Jahr wegen eines großen Feuers nicht besuchen konnten. Rolf und ich waren aber in den Vorjahren schon mal dort. Das riesige Feuer 2011 hat eine große Fläche verwüstet, viele tote Wildtiere und verbrannte Häuser gefordert. Das Feuer dauerte 49 Tage und verursachte Kosten von 51 Mio. Dollar, verursacht wurde es durch menschliches Versagen. All diese Informationen finden sich im Visitor Center, dem ich natürlich einen längeren Besuch abstatte.
Zunächst geht es hinauf zum Massai Point, 2.094 m. Unter den Bäumen ist es schattig, windig und angenehm kühl. Die Fahrt durch diesen Park ist immer wieder ein besonderes Erlebnis. Die bizarren Felsformationen sind beeindruckend. eine Märchenwelt von außergewöhnlichen Felsskulpturen, die nicht von Menschenhand, sondern über Millionen von Jahren von Naturkräften geformt wurden. Die Apachen nannten diese Landschaft „Land der stehenden Felsen“. Diese Ecke des Chiricahuagebirges besteht aus sich auftürmenden Zinnen, massiven Steinsäulen und riesigen Balancefelsen, die Tausende von Tonnen wiegen und auf kleineren Felssockeln balancieren. Das Chiricahuagebirge liegt an der Kreuzung von zwei Wüsten: Sonora und Chiricahua und zwei Bergketten: Rocky Mountains und Sierra Madre. So findet man im Park Tierarten und Pflanzen von allen vier Gebieten. Wir haben einen tollen Blick auf „Cochise head“ im Hintergrund.
Seit dem 15. Jh. war hier die Heimat der Chiricahua-Apachen. Von den 4 Hauptstämmen lebten die Chokonen Apachen im heutigen National Park Gebiet. Sie waren Nomaden, jagten große Tiere. Sie waren hervorragende Krieger, geachtet und gefürchtet von den Nachbarstämmen Die Apachen kämpften von Anfang an gegen die Besiedlung des Landes durch die Spanier im 16. Jh. Unter Führung von Cochise und Geronimo führten sie erbitterte Kämpfe gegen die Weißen, die ihnen ihre Heimat rauben wollten. So richteten sie von diesen Bergen aus unter Führung von Cochise und Geronimo ihre Angriffe gegen die eindringenden Pioniere. Das Gebirge mit seinen Felsen und Höhlen bot den Apachen genügend Rückzugsmöglichkeiten. Das kaum zugängliche Labyrinth diente bis zum Sieg der US-Kavallerie über die Apachen 1886 als Rückzugsgebiet für die Krieger um den legendären Häuptling Geronimo. Als Kind habe ich es mir so vorgestellt, wenn ich die Indianerbücher meines Bruders las. Letztendlich verfrachtete man die Apachen in Reservate in Oklahoma und New Mexico, ein großes Verbrechen an einem stolzen Indianervolk. Ihre Heimat sahen die Apachen nie wieder.
Zum Schluss besuchen wir die Faraway Ranch. Neil und Emma Erickson, schwedische Einwanderer, siedelten hier im Jahre 1888. Im Jahr 1920 verwandelten ihre älteste Tochter Lilian und ihr Mann die Farm in ein Gästehaus für Besucher. Bis 1973 kamen Menschen aus aller Welt zum Entspannen, Vögel beobachten und Wandern. Nach dem Tod der drei Erickson Kinder wurde die Ranch samt Möbeln dem National Park zugeschlagen und als Historic Distrikt ausgewiesen. Nach einer kurzen Rast geht es weiter bis Tombstone, wo wir nach ca. 7 Stunden um 15 Uhr ankommen. Wir sind alle geschafft, die Hitze, 40 Grad, setzt uns ordentlich zu. So sind wir froh, dass wir früh im Hotel ankommen. Ausladen, etwas Kühles trinken und alle Klamotten waschen. Um 16 Uhr machen wir uns auf, die Stadt mal wieder unsicher zu machen, bevor wir um 18 Uhr ins Longhorn Restaurant zum Essen gehen. Die Zimmer im Larian Motel können wir nur empfehlen, piccobello, geräumig, sauber und sehr schön, ebenso das Bad. Wir sind sehr zufrieden. Heute haben wir mal etwas mehr Zeit und ich komme endlich zum Karten schreiben. Josef und Monika machen einen Stadtbummel, während Rolf und ich in der Bar des Bürgermeisters ein kühles Miller light trinken.
Tombstone, die wohl berühmteste Stadt des Wilden Westen, 1879 von Ed Schieffelin gegründet. Mehr als ein Jahrhundert ist vergangen, seitdem ihre Tage als Bergbaustadt zu Ende gingen, doch „The town too tough to die“ (die Stadt zum Sterben zu zäh) wusste sich touristisch gut zu vermarkten. Mit ihren staubigen Straßen, hölzernen Gehwegen und schwingenden Saloontüren ist sie überraschend unverändert geblieben. 1877 als Silberminen-Boomtown entstanden, zählte sie auf dem Höhepunkt ihrer Berühmtheit mehr als 10.000 Einwohner, aber 1890 war sie bereits wieder von fast allen verlassen. Die meisten der Gebäude sind aus den frühen 80er des 19. Jh.. Das berühmte „Bird Cage Theater“ ist immer wieder sehenswert. Sieben abgeschirmte Vogelkäfige, die früher angeblich von Prostituierten benutzt wurden, hängen zu beiden Seiten der Haupthalle herab. Das Theater beherbergt eine wilde Kuriositätensammlung und eine Treppe tiefer kann man die alten Spieltische und Bordellzimmer bewundern. Sehenswert ist das Tombstone Courthouse State Historic Park. Der ehemalige Sitz des Cochise County Court beherbergt noch immer den kaum veränderten Gerichtssaal, in dem seinerzeit mehrere berühmte Prozesse stattfanden. Josef und Monika lassen es sich nicht nehmen, das Court House zu besuchen. Vieles steht in Tombstone unter Denkmalschutz. Zwar lebt die Stadt von den Touristen, doch viele Bars, Saloons und Cafes werden auch von „echten“ Cowboys und Ranchern aufgesucht, was dem Ort mehr Realität verleiht.
Im Longhorn Restaurant erwartet uns eine böse Überraschung: Schlechte Bedienung, die Steaks sind nicht gut, nur meine Hühnerbrust war einigermaßen ok. Wir sind daher geizig mit dem Trinkgeld und verlassen bald den ungastlichen Ort. Der Besitzer hat das alte Personal, meist ältere Frauen, entlassen und nur noch junge Leute eingestellt, die anscheinend keinen Bock haben, zu arbeiten. Schade, die sehen uns nicht wieder. Leider hatten schon um 18 Uhr alle Läden geschlossen, so dass wir nichts einkaufen konnten. Wir wandern zurück zum Hotel, Rolf raucht draußen seine Zigarre und ich verziehe mich ins kühle Zimmer, zum Schreiben. Unser Zimmer heißt Wyatt Earp, das Zimmer unserer Bekannten hat den Namen Big Nose Kate.
Wir befinden uns im Cochise County. Der Name des Countys geht auf Cochise, einen der bekanntesten Anführer der Chiricahua-Apachen während der Indianerkriege des 19. Jh., zurück, der in dieser Gegend lebte und 1874 starb. Cochise galt bei Freund und Feind als geschickter Kriegstaktiker und aufrichtiger Mann, der sein einmal gegebenes Wort auch hielt. 1881 wurde das südwestlichste Territorium Arizonas, das Cochise County nach ihm benannt. Es ist eins von wenigen unter den über 3.000 Countys der Vereinigten Staaten (ähnlich den Landkreisen in Deutschland), das nach einem einzelnen Indianer benannt wurde.